Too Big Not To Fail
Nach einer chaotischen Woche, haben wir vergangen Sonntag erfahren, dass die Schweizer UBS die angeschlagene Großbank Credit Suisse kauft. Die daraus entstehende Bank wird einen Wert von 1.5 Billionen Franken haben — das doppelte des Schweizer Bruttoinlandsprodukts. Das Unternehmen verfügt somit nicht nur erhebliche Macht über die Schweizer Wirtschaft, sondern hat auch eine große globale Bedeutung.
Der Trend hin zu solch großen Unternehmen, die ihren Einfluss über die Grenzen des Staates in dem ihr Hauptsitz ist ausweiten, ist nicht neu. Seit den 90er-Jahren sehen wir immer häufiger multinationalen Unternehmen, also solche deren Absatzmärkte und Ableger auf eine Vielzahl von einzelnen Nationalstaaten verteilt sind. Auch bei Banken kann man diesen Trend beobachten. Was jedoch an der neuen UBS untypisch ist, ist die Größe im Verhältnis zur Wirtschaftskraft der Schweiz. Dadurch verändert sich das Machtverhältnis zwischen dem einzelnen Staat und den Unternehmen (hier UBS), die aus diesem Staat kommen.
Langfristig ist unklar, ob ein Wirtschaftssystem, in dem Unternehmen mächtiger als Nationalstaaten sind, funktionieren kann. Grundsätzliche Annahmen, insbesondere dass Regierungen systemrelevante Unternehmen retten sollen und können, müssen überdacht werden. Wenn Unternehmen größer und mächtiger als einzelne Nationalstaaten werden, stellt sich die frage, ob stattdessen internationale Akteure zur Stabilisierung einspringen. Und was passiert, wenn sich Regierungen anderer Länder nicht bereit erklären, Unternehmen zu retten, die Systemrelevant für ein anderes Land sind (siehe UK Treasury in der Lehman Krise)?
Ein Wirtschaftssystem, das auf mächtigen privaten Akteuren basiert, die stärker als Nationalstaaten sind, ist kein sicheres. In der vorherrschenden Wirtschaftstheorie greift der Staat als letzter Akteur ein, um Unternehmen zu retten und größeren Schaden zu vermeiden. Aber dies wird ab einem bestimmten Punkt nicht mehr möglich sein. Wenn wir also ein stabiles (und natürlich auch gerechteres) Wirtschaftssystem wollen, können wir so nicht weitermachen.
Letztendlich stellen diese Strukturen aber auch eine Gefahr für unsere Demokratie dar. Multinationale Unternehmen sind nicht nur eine Quelle der Ungerechtigkeit, die zu populistischen Bewegungen führen kann, sondern sie sind auch keine demokratischen Institutionen. Wir wählen unsere Regierung, aber nicht die CEOs von Banken und Konzernen. Wenn Nationalstaaten und deren Regierungen Macht an Unternehmen verlieren, verlieren schlussendlich demokratische Institutionen Macht an undemokratische.